In einer Welt, die sich rasant verändert, gibt es individuelle Notlagen. Doch wie kann der Sozialstaat diese abfangen oder – besser noch – präventiv vermeiden helfen? Welche Chancen bietet dazu das bedingungslose Grundeinkommen?
Mit dem vormaligen Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Prof. Dr. Georg Cremer – ein gefragter Experte zu sozialpolitischen Fragen – haben wir aktuelle Herausforderungen der Sozial- und Bildungspolitik diskutiert, denn beide Bereiche sind eng verzahnt: Der von Prof. Cremer vertretene Befähigungsansatz zieht eine direkte Linie zwischen (dem Mangel an) Verwirklichungschancen und sozialer Not. Ziel des Sozialstaates sei, den Bürgern fundamentale Verwirklichungschancen zur Verfügung zu stellen. Armut entstehe, wenn es an diesen mangelt.
Der Sozialstaat macht heute rund ein Drittel der gesamten Wertschöpfung aus. Dieser Anteil ist nach der Wiedervereinigung zwar gestiegen, blieb zuletzt aber trotz des Personalaufbaus, beispielsweise in der Pflege, unverändert. Die Mehrheit der Teilnehmer sieht großen Reformbedarf, gerade im Bildungs- und Rentensystem. Doch die Versäulung in unserem föderalen System führe oft zu Kooperationsblockaden, und mangelndes ganzheitliches Denken erschwere innovative Möglichkeiten, wie etwa die Integration von sozialstaatlichen Beratungsangeboten beim Hausarzt. Im Ergebnis fielen immer noch zu viele Menschen durch das Netz, etwa aufgrund von Unkenntnis oder Überforderung angesichts der Bürokratie. Zwar helfe dagegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, doch allein könne dieses kaum die Existenzsicherung decken – wie im Hintergrundpapier von ZF.2050 Fellow Elisabeth Essbaumer treffend beschrieben.
Vielen Dank an Prof. Cremer und die Teilnehmer für die angeregte Diskussion auf hohem Niveau. Wer mehr lesen möchte, kann das neue Buch von Prof. Georg Cremer mit dem Titel «Sozial ist, was stark macht» kostenlos über EconStor beziehen oder auf seine Artikel auf ZEIT Online zugreifen.